Die Therapie an Pferden
Pferde sind sanfte Riesen. Nimmt man sich einmal Zeit und setzt sich auf eine Koppel und beobachtet sie, so wird man schnell feststellen, dass sie in einer kompletten Ruhe das Gras abfressen und die Zeit genießen.
Pferde sind ruhig und bei sich angekommen. Sie fühlen sich in ihrer Haut wohl und genießen den Moment.
Kommt nun eine Fliege angeflogen und setzt sich auf das Pferd, so kann man beobachten, dass das Pferd die Fliege nicht mit großem Tam Tam abwehrt, sondern dies einfach durch ein einfaches Muskelzucken tut.
Trotz der recht dicken Haut der Pferde, spüren sie diese kleine und sehr feine Berührung der Fliege und es werden automatisch Mechanismen in Gang gesetzt, um diese Fliege abzuwehren.
Macht man sich nun einmal klar, wie sensibel die Pferdehaut eigentlich ist, sollte auch klar sein, das eine Therapie nicht stark sein sollte. Mit stark meine ich, das viel Kraft aufgewendet werden sollte.
Ich höre des Öfteren in meiner Praxis (während des Erstgespräches), dass mein Patient sehr triebig wäre und es mit Sporen und Gerte geritten wird aber auch diese Hilfsmittel nichts daran ändern, dass das Pferd schneller bzw besser vorwärts geht.
Vergleichen wir diese Aussage mit dem Beispiel von oben mit der Fliege, sollte eins klar werden: Pferde erleiden Schmerzen, wenn zu stark getrieben wird und entsprechende „Hilfsmittel“ eingesetzt werden.
Pferde sind sehr sensibel. Nicht nur aufgrund ihres Wesens, sondern auch im Bereich ihrer Haut. Werden also diese Hilfsmittel eingesetzt, so erleidet das Pferd womöglich Schmerzen bzw. Unwohlsein. Und wer kennt es nicht von sich selber: wenn sich etwas nicht gut anfühlt, dann möchte bzw kann man auch nicht losgelöst vorwärts gehen. Oder?
Das gleiche gilt auch bei Therapien. Je aufwendiger und schmerzhafter eine Therapie ist, desto unangenehmer ist es für das Pferd. Das Ziel eines jeden Therapeuten sollte es sein, dass Pferd so schmerzfrei wie möglich zu therapieren. Doch was aktuell draußen los ist, erschreckt mich. Es wird gezogen und geschoben, Therapiegeräte eingesetzt die den meisten Pferden ein Unbehagen bereiten. Die manuellen Therapien werden meist aufwendig von den Therapeuten gestaltet, damit der Besitzer etwas sieht. Es soll knacken und mit einer gewissen Art von „Aktion“ verbunden sein. Je spektakulärer, desto besser.
Das sind die Ansichten der meisten Pferdebesitzer. Doch genau das ist der falsche Ansatz. Die effektivsten Therapien sind genau die, die man fast nicht sieht. Außer an der Entspannung des Patienten.
Pferde sind sanft und dadurch bedürfen sie auch einer sanften Therapie. Das ist meine Meinung dazu. Denn nur damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht. Pferde, die mich bei dem ersten Termin mit angelegten Ohren begrüßt haben, die nach mir getreten haben etc.
All diese Pferde hatten schmerzen und wurden nie richtig verstanden. Was auch wieder klar macht, warum sie mir bzw Therapeuten mit einer gewissen Abwehrreaktion begegneten. Es liegt also an mir als Therapeut, den Pferden auf eine ruhige Art klar zu machen, dass wir ihnen keine Schmerzen zufügen möchten, sondern lediglich ihnen durch sanfte Berührungen helfen möchten.
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