Pferde aufwölben – sinnvoll oder nicht?
Immer wieder sehe ich es in diversen Stellen, dass Besitzer da stehen und ihre Pferde aufwölben. Doch schaut man diesen Pferden einmal in die Augen, so sieht man oft schmerz und Unwohlsein.
Doch das muss nicht direkt bedeuten, dass hier sog. Blockaden vorliegen, sondern viel mehr das diese „Übung“ dem Pferd unangenehm ist oder falsch ausgeführt wird.
Ich möchte dich hier einmal mitnehmen um mehr darüber zu erfahren, was genau im Körper des Pferdes passiert während des Aufwölbens und warum dies oftmals einer fachmännischen Begleitung bedarf.
Viele kennen es vermutlich, dass wenn ein Pferd aufgewölbt wird, dass es „in die Knie“ geht. Jedoch ist dies nicht ein Anzeichen dafür, dass man eine Blockade gelöst hat, sondern vielmehr, dass Probleme in der inneren Lendenmuskulatur, also dem Beckengürtel, Verspannungen vorliegen und damit das Pferd keine Stabilität bzw. Tiefenstabilität in der Hinterhand hat.
Hat es keine Stabilität, so legt sich dies auch auf die Schubübertragung des Pferdes über, denn der Motor des Pferdes sitzt ja hinten. Somit gelangt der entstandene Schub, welcher sich durch das Abfußen mit den Hinterbeinen entwickelt, zunächst einmal zu den unteren Gelenken, also Huf-, Kron- und Feselgelenk. Von hieraus geht er weiter zu den Sprunggelenken, weiter zum Knie und letztendlich gelang er in das Becken bzw. den Beckengürtel-Komplex.
Das bedeutet im Umkehrschluss, wenn das Pferd keine Stabilität hier hat, dass auch die Knie und weiter unterliegenden Gelenke und die Muskulatur entsprechend hier unterstützen müssen, damit der Schub weiter auf die Wirbelsäule übertragen wird.
Doch so weit kommt der Schub oft gar nicht, aufgrund vorhandener Defizite und Probleme, sowohl muskulär wie auch aufgrund von Gelenkeinschränkungen.
Doch schauen wir uns einmal die Beckengürtelmuskulatur an.
Diese wird traditionell auf ihre Lendenmuskulatur begrenzt und liegt ventral, also unterhalb, der Wirbelsäule an und zieht zum Becken bzw. Oberschenkel.
Und genau diese Muskulatur dient der Stabilisierung und natürlichen Verspannung der Wirbelsäule und des Beckens. Gleichzeitig ist sie für die Feinabstimmung bei der Krümmung bzw. der Durchbiegung des Rückens währen eines statisch-dynamischen Bewegungsablaufs bei.
Zwischen den gesamten Wirbelsäulensegmenten, genauer gesagt an den Querfortsätzen, befinden sich kleinste Bänder. Diese Bänder verbinden die einzelnen Querfortsätze miteinander.
Abb. links: Querfortsätze eines Brustwirbels inkl. Bänder.
Bänder sind ein elastisch Bindegewebsstrang, welche sich zwischen zwei Körperteilen ausspannt und diese gegenseitig fixiert. Also auch an der Wirbelsäule, bzw. an jedem einzelnen Wirbel.
Der Körper, egal ob vom Menschen oder Tier, ist immer darauf bedacht, sich fortzubewegen und gerade Pferde als Fluchttiere zeigen erst sehr spät Probleme, denn in Freiheit würde dies den Tod bedeuten.
Also werden diverse Blockaden, Instabilitäten etc. bestmöglich ausgeglichen. Dies geschieht so, dass die umliegenden Strukturen den „geschwächten“ Teil des Körpers bestmöglich unterstützen. Diese unterstützenden Strukturen sind natürlich auch mit der Zeit dann überlastet.
Hat ein Pferd also eine Instabilität, beispielsweise in der Beckengürtelmuskulatur, und wir wölben dieses Pferd auf, passiert folgendes:
Die Bänder an den Querfortsätzen der Wirbelsäule werden dadurch gedehnt. Diese unterstützen jedoch aktuell über ihr eigentlichen Maß hinaus aktuell die Wirbelsäule und Beckengürtelmuskulatur in ihrer Funktion und sind deswegen bereits zu einem gewissen Grad überlastet. Wird das Pferd aufgewölbt werden diese Bandstrukturen noch mehr gedehnt. Zusätzlich wird die Instabilität der unteren Lendenmuskulatur deutlich gemacht und dem Pferd wird nun entsprechend die noch restliche Stabilität genommen.
Abb. Aufwölben des Rückens. Bänder bilden beidseitig an den Querfortsätzen die Verbindung wie auch Stabilität her.
Dadurch unterstützt man sein Pferd leider nicht, sondern nimmt ihm die noch eingeschränkte Stabilität und weitere Strukturen, beispielsweise Muskeln, müssen hier zusätzlich unterstützend eingreifen. Dadurch beginnt ein Kreislauf, der dem Pferd nicht gut tut.
Besser ist es, dass Pferd regelmäßig von einem Pferdephysiotherapeuten oder auch -osteopathen untersuchen zu lassen, um solche „Defizite“ bereits frühzeitig erkennen zu lassen und dadurch diesen o.g. Kreislauf erst gar nicht entstehen zu lassen.
Ich bin immer dafür, dass Besitzer sich für die Gesundheit ihrer Pferde einsetzen und diese auch trainieren, doch leider ist dies meist ein Druckschluss, denn die wenigsten wissen genau was im inneren passiert.
Dies soll ein kleiner Einblick darstellen, was genau beim Aufwölben denn passiert im Körper deines Pferdes und auch zum nachdenken anraten. Denn oft ist es gut gemeint, schadet dem Pferd doch leider mehr.
Handle also nach dem Motto: Weitergedacht ist weitergebracht und unterstütze dein Pferd sinnvoll.
Solltest du Tipps benötigen wende dich gerne an deinen Pferdephysiotherapeuten bzw. -osteopathen oder schreib uns eine Mail.
Viele liebe Grüße
Deine Sina
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