Welche Auswirkungen hat die falsche Leinenführung auf das Kreuzbein bzw. das Becken?
Alles ist mit allem verbunden. Entweder durch Gelenke, Muskeln und / oder Bänder.
Das bedeutet, wenn im Körper eine Aktion vor sich geht, wirkt sich diese auf den gesamten restlichen Körper aus.
Bei dem Wort „Genick“ denkt jeder vermutlich direkt an die Wirbelsäulenverbindung zum Schädel, dem sog. Hinterhauptbein und dem 1. Halswirbel (Atlas).
Das sog. Genick ist jedoch die Verbindung zwischen dem 1. und 2. Halswirbel. Der 2. Halswirbel (Axis) ragt mit einem Zapfen in den 1. Halswirbel hinein.
Wird von einem Genickbruch gesprochen, handelt es sich um einen Bruch des Zapfens. Das Genick selbst besteht aus mehreren Gelenken. Diese werden unter dem Oberbegriff „Kopfgelenke“ zusammengefasst. Das Genick kann die nachfolgenden Bewegungen ausführen:
· Nicken
· Rotationen
Diese Bewegungen sind allerdings nur vollständig möglich, wenn sich alle Wirbel in der korrekten Position befinden. Wird zu viel Druck auf das Kopfgelenk ausgeübt, verschieben sich diese Wirbel gegeneinander und die natürlichen Bewegungen können nur eingeschränkt ausgeführt werden.
Wenn ein Hund, der mit Halsband und an der Leine geführt wird und dadurch einen dauerhaften Zug auf das Genick ausübt, dann wirkt sich dieser Druck auf die gesamte Halswirbelsäule aus. Hier findet eine minimale Verschiebung statt. Diese Verschiebung findet man meist in den unteren Halswirbeln. Jedoch wird sie früher oder später auch auf die oberen Kopfgelenke umgelegt. Daraus resultieren kleinste Traumata. Geht man also beispielsweise mit dem Hund spazieren und der Hund springt in das Halsband hinein, weil er einer Katze hinterher möchte, hinterlässt dieser Sprung bereits ein Mikrotrauma. Der Körper ist sehr intelligent, denn bemerkt er einen dauerhaften Druck auf einen bestimmten Körperbereich, so bildet er, u.a. vermehrt Muskulatur, damit die darunterliegenden knöchernen Strukturen geschützt werden können.
Das Genick hat eine direkte Verbindung zu den folgenden Strukturen:
· Kiefergelenke
· Restliche Halswirbelsäule
· Kreuzbein / Hüfte
Wie wir bereits aus dem 1. Kapitel wissen, ist ein unbewegliches Kreuzbein bzw. eine unbewegliche Hüfte schlecht für die Schubübertragung. Diese wird blockiert und letztendlich führt es zu einer vermehrten Belastung verschiedener Strukturen.
Zusätzlich verfügt der Hundekörper über das sog. Nackenband, welches in das Rückenband übergeht. Dieses Rückenband reicht bis hin zum 3. Kreuzwirbel. Jedoch ist sowohl das Nackenband als auch Rückenband unelastisch. Es dient vielmehr zur Erhaltung von Stabilität.
Abb. Nacken- / Rückenband Hund
Ist eine Blockade im Kreuzbein bzw. dem Hüftgelenk vorhanden, verlagert sich diese während der Bewegung auf das Rückenband und somit kann das Rückenband wie auch das Nackenband seine eigentlichen Aufgaben nicht mehr erfüllen. Ein inaktives Nacken-Rücken-Band ermöglicht es dem Hund nicht mehr seinen Rücken, ohne großen Kraftaufwand zu tragen. Daraus schlussfolgert, dass ein blockiertes Kreuzdarmbein-Gelenk wie auch die Hüfte zu einer Erschöpfung des gesamten Rückens führt und der Rücken sein Gewicht inkl. der inneren Organe nicht mehr vollständig tragen kann.
Besteht eine Hüftblockade, in der die Hüfte nach oben gerichtet ist, so kann die Hüfte nicht mehr im vollen Umfang abkippen und ihre Bewegung wird eingeschränkt. Durch diese eingeschränkte Bewegung können die Hintergliedmaßen nicht mehr vollständig gestreckt werden bzw. beim Überwinden einer Hürde kann sich die Hüfte nicht mehr korrekt aufwölben. Es passiert, dass der Hund dadurch an der Hürde hängen bleibt und einen Sturz erleidet.
Durch diese Hüftblockade entsteht im Umkehrschluss auch eine Genickblockade aufgrund der Überlastung nach etwa einer Landung beim Überwinden einer Hürde. Ebenso nimmt die Beweglichkeit des Kreuzdarm-Gelenkes aufgrund der Hüftblockade ab. Es können Entzündungen an dem letzten Lendenwirbel daraus resultieren.
An erste Stelle sollte die Blockade im Genick überprüft und dann behandelt werden. Zusätzlich sollte natürlich an den einwirkenden Reizen gearbeitet werden, also sprich an dem dauerhaften Zug des Hundes bzw. wenn er in das Halsband springt. Denn nur dadurch wird der dauerhafte Reiz ausgeschaltet, welche diese Blockaden hervorbringen.
Zusätzlich sollte auch nach einer erfolgreichen Behebung der Genickblockade immer eine Behandlung von Kreuzdarmbein-Gelenk und der Hüfte erfolgen.
Es gibt noch weitere Verbindungen des Genicks. Und zwar die Verbindung vom Genick zu den Vordergliedmaßen. Viele Erkrankungen der Vordergliedmaßen lassen sich auf Genickblockaden zurückführen. Beispielsweise wären das Schultermuskelentzündungen, Ellenbogenentzündungen, Schleimbeutelentzündungen, Zehengelenksentzündungen, Sehnenproblematiken etc.
Wiederkehrende Genickblockaden können also auch Hinweise darauf sein, dass es bisher noch unbekannte Erkrankungen im Körper gibt.
Berichtet ein Besitzer beispielsweise, dass sein Hund immer wieder stolpert oder sein Gangbild nicht gerade ist, sondern leicht versetzt mit den Gliedmaßen läuft. Sind dies die ersten Indizien dafür. Oder wenn dem Besitzer bei der Fellpflege auffällt, dass sein Hund v.a. im Genickbereich sehr empfindlich reagiert bzw. sogar dem Kämmen ausweicht, sind dies ebenfalls Indizien für solche Blockaden.
Bemerkt man, dass diese Empfindlichkeiten im Genick dauerhaft vorhanden sind, sollte dies unbedingt von einem Tierarzt abgeklärt werden.
Es kann natürlich auch vorkommen, dass ein umgekehrter Fall vorliegt. Das bedeutet, dass ein blockiertes Zehengelenk eine Genickblockade verursacht. Doch dazu erfährst du in einem späteren Kapitel noch mehr.
Liegen Blockaden in der Halswirbelsäule vor, so sind hier vor allem betroffen der Bereich zwischen dem 2. und 4. Halswirbel. Weiter betroffen sind auch die Halswirbel 6 und 7. Dies liegt zum einen daran, dass von Sporthunden ein dauerhafter Blickkontakt zu seinem Besitzer gefordert wird (wie beispielsweise im Schutzdienst) und andererseits durch den dauerhaften Zug des Hundes am Halsband.
Hält ein Hund dauerhaften Blickkontakt während des Gehens zu seinem Besitzer, befindet sich die Halswirbelsäule wie auch die Brustwirbelsäule (diese jedoch in einem geringeren Umfang) in einer sog. Lateral-Rotation. Die Halswirbelsäule nimmt dadurch eine unphysiologische Haltung ein.
Zieht der Hund dauerhaft an der Leine, wird auch hier ein dauerhafter Druck auf die Halswirbelsäule ausgeübt. Es entstehen zuerst akute minimalistische Entzündungen, welche /sich dann zu chronischen Entzündungen (sich) weiterentwickeln. Diese sind meist zunächst unbemerkt, da Hunde dieses unangenehme Gefühl kompensieren und andere Strukturen mehr einsetzen. Doch dies führt letztendlich zu nur noch mehr Problemen.
Diese chronischen Entzündungen wie auch diverse Missbildungen an den Halswirbeln findet man vorwiegend am 6. und 7. Halswirbel. Zusätzlich werden dadurch auch noch die Vordergliedmaßen vermehrt belastet. Oft bleiben jedoch die knöchernen Veränderungen bzw. Entzündungen der Halswirbelsäule unentdeckt. Man sollte jedoch nicht unterschätzen, wie viele Hunde darunter leiden.
Bereits kleinste Bewegungseinschränkungen in diesem Bereich macht es einem Hund fast unmöglich, sich sicher in einer höheren Gangart fortzubewegen. Oft werden mir Hunde mit Taktunreinheiten wie auch Lahmheiten vorgestellt, bei denen die bisherigen Behandlungen keinen Erfolg brachten. Denn die Ursache liegt nicht in der Gliedmaße, sondern vielmehr im Hals. Haben sich bereits knöcherne Zubildungen oder chronische Entzündungen hier manifestiert, kann es zusätzlich zu neurologischen Störungen kommen und dies kann bis hin zu Gleichgewichtsstörungen führen.
Die Gefahr für diese Hunde ist, dass sie ihren Körper nicht mehr hundertprozentig koordinieren können und /sie bereits kleinste Bodenunebenheiten aus ihrem Gleichgewicht bringen. Liegen wiederkehrende Halswirbel-Blockaden vor, müssen auch diese von einem Tierarzt entsprechend untersucht werden. Dies geschieht meist durch bildgebende Verfahren.
Am meisten Bedeckung haben Blockaden zwischen dem 6. und 7. Halswirbel. Denn in diesem Bereich tritt das große Nervengeflecht (Plexus brachialis; Schulter-Arm-Geflecht) aus. Liegt hier also eine Blockade vor, wird dieser Nerv teilweise irritiert und es entstehen sog. Fehlleitungen. Und damit wird ersichtlich, was Blockaden an der Halswirbelsäule mit den Vordergliedmaßen zu tun haben.
Auffallend ist auch, dass bereits durch kleine Vorderfußwurzelblocken der Hund eine minimale statische Umlagerung in seiner Körperstatik vornimmt und diese zunächst vollkommen unbemerkt bzw. unerkannt bleibt. Doch hieraus resultieren letztlich weitere Blockaden und Überlastungen der umliegenden und weiteren Strukturen.
Mir wurde ein Hund vorgestellt, der eine Sehnenverletzung ausgeheilt hatte. Jedoch zeigte er immer wieder kleinste Taktunreinheiten. Als ich mit der Behandlung startete, bemerkte ich Blockaden in der unteren Halswirbelsäule. Diese wurden von mir behoben und Tage später erhielt ich einen Anruf des Besitzers, dass er gerade mit einem Hund vom Tierarzt kommt und der Hund wieder eine Entzündung an der ausgeheilten Sehne hat. Er wurde schulmedizinisch versorgt, mit entsprechenden Medikamenten, doch der Besitzer war nicht erfreut darüber. Er dachte, das ganze Spiel beginnt von vorn. Als ich ihm jedoch erklärte, dass die Sehnenverletzung nie vollständig ausgeheilt war, da die Halswirbel-Blockade ja bereits seit einer längeren Zeit bestand und ihm die physiologischen Zusammenhänge erklärte, wurde ihm klar, was die vollständige Regeneration der Sehne verhinderte. Wir behandelten den Hund in regelmäßigen Abständen weiter und die Blockaden wurden beseitigt und letztendlich verschwand auch die Sehnenentzündung.
Man sollte also nicht nur an die Behandlung der Zehengelenke denken, wenn es um die Behandlung von Sehnenproblemen geht, sondern auch an die Behandlung der Halswirbelsäule. Denn sie ist der Dreh- und Angelpunkt.
Natürlich ist es auch möglich, dass eine Blockade der Halswirbelsäule bzw. genauer gesagt, eine Blockade des 6. und 7. Halswirbels eine Sehnenerkrankung begünstigen.
Nicht zu vergessen ist an dieser Stelle auch, dass eine Sehne immer in einem direkten Kontakt mit den Muskeln steht. Die Sehnen bilden den Ansatz wie auch den Ursprung eines Muskels und verbinden ihn somit mit der knöchernen Struktur. Entsteht jedoch eine dauerhafte Fehlbelastung des Muskels bzw. erfährt dieser eine dauerhafte Überlastung, so entsteht auch eine Dauerkontraktion auf die Sehne. Und dieser vermehrte Zug auf die Sehne wird auf die knöchernen Strukturen umgelegt.
Bei Blockaden der Halswirbelsäule entsteht also eine statische bzw. knöcherne Veränderung. Daraus folgen die muskulären Spannung-Dysbalancen und die Ursache ist jedoch nicht die Muskelverspannung, sondern die Blockade in der Halswirbelsäule, welche sich durch eine statische Veränderung über die Sehne auf den Muskel umlegt. Werden die Blockaden der Halswirbelsäule behandelt und behoben, können auch die daran beteiligten Strukturen regenerieren.
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